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Tschechien und Polen


Über die Ostertage wollten mein Kumpel Hope_LE, aus dem F800GS-Forum, und ich ne Tour in Richtung Osten machen. Nach kurzer Überlegung stand schnell Auschwitz als Ziel der Reise fest. Schon lange wollte ich mir das Mahnmal der NS-Zeit ansehen. 5 Tage für 1.500 km Strecke. 300 km am Tag schienen machbar. Wenn nicht der Winter noch einmal Einzug gehalten hätte...

Ein Tag bevor es auf die Reise ging, musste ich noch schnell meine BMW F800 GS vom Händler holen. Die Wasserpumpe hatte mucken gemacht. Auf dem Weg vom Händler zurück nach Hause zeigte mein Thermometer gemütliche 15°C an. Ich dachte mir noch: Alles klar! Der Sommer steht vor der Tür. Winterinnenfutter bleibt zu Hause. Ist ja so nur unnötiger Ballast! Welch fataler Fehler...

Als Wessi muss ich leider zugeben, dass ich über die Länder östlich unserer Bundesgrenzen nicht wirklich viel weiß. Somit war ich sehr gespannt, was mich so erwartete. Donnerstag den 5. April gings nach einem gemütlichen Frühstück bei Hope_LE von Leipzig aus los. Der Weg führte uns die B6 über Meißen, weiter Richtung Dresden, Bad Schandau und dann immer weiter in Richtung Osten. Nach zweieinhalb Stunden, knapp hinter der tschechischen Grenze, erst mal ne Pause. Navi aus! Nach kurzer Überprüfung stellte sich heraus, dass es keinen Strom bekommt. Nach 40 Minuten vergeblichen Reparierens schrieb ich das Navi für diese Tour ab. Gut, dass gleich ein Restaurant in der Nähe war. Nach einem Schnipo (Schnitzel mit Pommes) fährt es sich doch viel angenehmer...

Gestärkt vom Essen gings wieder auf die Moppets. Wir hielten uns fern von großen Straßen. Es galt ja so viel vom Land mitzunehmen wie möglich. Nach kurzer Zeit wunderte ich mich schon, dass nun ein bisschen frischer war, und tauschte die Sommer- gegen die Winterhandschuhe (vorerst dachte ich). Die Straßen wurden nun immer kleiner, meist nur einspurig und mit viel Splitt aus dem letzten Winter an den Rändern. Gegen Abend fing es dann zum ersten Mal an zu regnen. Die tagsüber geplanten wildcamping Pläne waren schnell aus den Gedanken verbannt und die erstbeste Pension wurde angesteuert. Campen wir halt morgen, dachte ich noch. Der letzte Blick aufs Thermometer beim Zündschlüssel rausziehen... 5°C...

Am Freitagmorgen gings nach dem Frühstück bei wechselhaftem Wetter weiter. Die Temperaturen hatten sich über Nacht nicht wirklich geändert. So war für mich klar, dass die 3 langen Unterhosen, die ich als Wechselwäsche dabei hatte, als Winterinnenfutterersatz herhalten mussten. Nach dem ersten Mal tanken, führten uns wieder kleine kurvige Straßen Richtung Osten. Ab und an wurden aus kleinen Straßen auch Waldwege, Trampelpfade oder "quer den waldigen Hügel hinauf Wege". Zu unserem Erstaunen, fanden wir dann in einem Wald, an einer Stelle, an der wir durch Zufall nen kleines Päuschen gemacht haben, einen alten Bunker aus dem 2. Weltkrieg. Nach 200 m lichtete sich der Wald und ein noch größerer Bunker (3 Etagen) wartete auf Erkundung. Wieder zurück auf den Moppets ließ mein erster Umfaller auch nicht lange auf sich warten. Ein Feldweg der vom Hügel, auf dem der großen Bunker stand, herunter führte, war zu rutschig, als das meine Heidenau K60 Scout noch Halt finden konnten. Die "Stollen" waren ruck zuck mit Lehm zugesetzt und ich lag samt Moppet im Dreck. Die Temperaturen schwankten mittlerweile, je nach Höhenlage, zwischen 2-4° C. Gegen Nachmittag erreichten wir dann die polnische Grenze. Zu diesem Zeitpunkt bekamen wir auch das erste Mal Schnee unter die Reifen. Das Quecksilber näherte sich immer mehr dem Gefrierpunkt, und ich dachte sehnsüchtig an mein Winterinnenfutter... Auf polnischer Seite begann es dann wieder zu regnen. Im Regen, gegen 20 Uhr, kamen wir dann recht müde und ausgelaugt in Auschwitz an. Wir eierten dort noch ca. 30 Minuten auf der Suche nach einer Bleibe in der Stadt umher, bis wir dann nicht weit vom Hauptlager entfernt ein Hotel fanden. Warm duschen kann ja so schön sein...

Am Samstag klingelte dann um 9 Uhr der Wecker. Wir hatten ja viel vor! Um 9.30 Uhr klingelt er dann noch einmal... Schnell gefrühstückt und ausnahmsweise mal zu Fuß die 2 km zum Hauptlager Auschwitz-Birkenau. Wir sind ca. 5-6 Stunden dort gewesen. Sehr erschreckend und beschämend was die Nazis dort gemacht hatten. Aber das ist ein anderes Kapitel... Wir waren jedenfalls gegen 16 Uhr wieder auf den Moppets und fuhren zurück in Richtung Tschechien. Immerhin wollten wir noch bei Tageslicht nen schönen Platz finden, an dem wir unsere Zelte aufbauen konnten. Kurz vor der Grenze fing es dann an zu schneien. Die Temperaturen lagen um den Gefrierpunkt. Geschlafen haben wir in einer kleinen Pension in einer Kleinstadt dessen Namen ich nicht mitbekommen hatte. Gegen 20 Uhr klingelten wir an der besagten Pension, die auf mich von außen einen nicht sehr überzeugenden Eindruck machte. Nach einem kurzen Gespräch (Englisch/Deutsch/Tschechisch) über die Türsprechanlage, bei dem keiner den anderen verstand, wackelte eine Omi, im Nachthemd, Richtung Eingangstor. Nach einer erfolgreicheren Unterhaltung, überwiegend in Zeichensprache, rollten wir mit unseren Moppets bei Omi durch das Gartentor in Richtung Hinterhof. Dort wartete ein kleines Gartenhaus, bezugsfertig, auf müde Reisende.

Am Sonntag ging es dann ohne Frühstück los. Das Wetter machte erst einmal keinen schlechten Eindruck, es war trocken! Frühstück gab es, nach eineinhalb Stunden Fahrtzeit, beim Bäcker im Kaufland. Während des Essens fing es dann wieder an zu schneien. Die Temperaturen erreichten ihren Tiefpunkt bei -4,5° C. Zu beiden Seiten der Straße war die Schneedecke nun geschlossen, und erste Eiszapfen bildeten sich an den Moppets. Die kleinen Straßen wurden immer schwieriger zu befahren, da auf ihnen stellenweise Schnee lag. So kämpften wir uns ne Zeitlang durch, bis wir dann doch aufgaben und auf größere Straßen auswichen. Das Zelten bei den Temperaturen haben wir uns allerdings geschenkt.

Am Montagmorgen lagen die Temperaturen wieder um den Gefrierpunkt. Bei strahlend blauem Himmel starteten wir unsere letzte Etappe. Die Straßen wurden zusehends eis- und schneefreier und auch das Quecksilber zeigte wieder um die 4°C an. Ein letztes Mal genossen wir die kleinen kurvigen Straßen durch die bildschöne Landschaft Tschechiens. Zurück in Deutschland stiegen die Temperaturen auf mollige 13° C an. Also erst mal Päuschen mit Schnipo...

Alles in allem ein klasse Trip zu unserem Nachbarn. Für mich steht fest, dass ich nicht das letzte Mal dort gewesen bin. Nur beim nächsten Mal mit Winterinnenfutter...



Der Luz



Start in Leipzig

Navi defekt

Downhill

Tschechischer Wald

Kleiner Bunker

Fernwärmeleitung

Großer Bunker

Einschusslöcher

Erster Sturz

Polnischer Wald

Polnische Grenze

Kaufland in Polen

Verschneiter Weg

Tiefschnee

Kalt!

Straße in Tschechien

Vereister Scheinwerfer

Vereister Kotflügel

Immernoch die Straße in Tschechien